Vom Spieler zum Schiedsrichter

Er kennt beide Seiten: Früher war er selbst als Fußballer aktiv. Das macht ihn feinfühliger bei seinen Referee-Entscheidungen.

Wilkau-Haßlau.Diese Ehrung hat er sich verdient. Nach Michael Otto (SV 46 Mosel), Rico Häsemeyer (SV Waldenburg), Michel Franke, Sven Neef (beide FSV Zwickau), Thomas Stübner (ESV Lok Zwickau), Tobias Weidelt (SV Planitz) und Heiner Nötzold (Weiß-Grün Hirschfeld) ist Uwe Meyer der achte Unparteiische im Fußball-Kreisverband, der zur Saisoneröffnung als Schiedsrichter des Jahres ausgezeichnet wurde.

Die Schiedsrichterversammlung des Kreisverbandes hatte sich für den 54-Jährigen vom SV Muldental entschieden und damit seine Einsatzbereitschaft, die langjährige Tätigkeit als Unparteiischer, aber auch die herausragenden Leistungen auf dem Platz gewürdigt. Dabei ist Uwe Meyer, im Hauptberuf Mitarbeiter des städtischen Bauhofes Wilkau-Haßlau, auf und neben dem Rasen kein Unbekannter. In der Saison 1994/95 griff er erstmals zur Pfeife. Damals war er noch selbst aktiver Fußballer. „Heute wäre das gar nicht mehr möglich“, sagte er. Ein Sportler muss sich frühzeitig entscheiden, ob er als Spieler oder als Schiedsrichter auf dem Platz stehen will. „Beides geht auch nacheinander nicht mehr.“ Er hat es geschafft. Meyer pfiff 13 Jahre lang auf Landesebene. „Mit dem 50. Lebensjahr musste ich dort wegen der Altersgrenze ausscheiden“, sagte er. Ans Aufhören dachte er jedoch nicht.

Seit 2013 pfeift er Spiele der Westsachsenliga. In der zurückliegenden Saison war er 67-mal im Einsatz. „Ich stand fast jeden Sonntag auf dem Rasen“, sagte Meyer. Das braucht eine große Portion Begeisterung für den Fußballsport. „Schiedsrichter haben es heute nicht immer leicht“, sagte Meyer. Er hat gelernt, mit der Kritik souverän umzugehen. In den letzten Jahren, so Meyer, sei der Umgang miteinander rauer geworden, sowohl auf dem Spielfeld als auch auf den Zuschauerplätzen. Da werde man schnell beschimpft. „Der Fußballplatz ist da ein Spiegelbild der Gesellschaft“, fasste Meyer das Thema zusammen. „Die Akzeptanz des Schiedsrichters nimmt immer mehr ab“, sagte er. „Bei einem Foul wird die Schuld heute viel zu häufig bei anderen gesucht“, sagte Meyer. Vor allem eben beim Unparteiischen. Vielleicht, so überlegt er, liegt das auch etwas mit daran, dass es bereits in den unteren Klassen schon um Geld geht. Das habe als positiven Aspekt, dass der Fußball professioneller und schneller geworden sei. Dennoch hat es für Meyer nichts an Reiz verloren, mit den zahlreichen unterschiedlichen Situationen auf dem Platz besonnen umzugehen, eben unparteiisch und immer auf Ballhöhe. Nicht immer gelingt das zu 100 Prozent. „Es gibt auch Entscheidungen, die ich bei späterer Betrachtung auch anders hätte pfeifen können“, sagte er.

Uwe Meyer, der sich selbst als Wilkau-Haßlauer mit Leib und Seele bezeichnet, ist auch beim Fußball seiner Heimatstadt treu geblieben. Für den SV Muldental war zunächst als Spieler aktiv und jetzt als Schiedsrichter. „Es war für mich nie eine Frage, den Verein zu wechseln.“ Selbst mit mehr Geld ließ er sich nicht locken. Den Drang, ein Bundesligaspiel pfeifen zu wollen, hat Meyer nie verspürt. „Das ist eine ganz andere Welt“, sagte er. Die sei von der eigentlichen Begeisterung für den Fußball schon ein ganzes Stück entfernt. Er bleibt da lieber bei den unteren Spielklassen.

Wie lange er noch zur Pfeife greifen will, weiß er nicht. „Solange die Gesundheit mitspielt, werde ich aktiv bleiben“, sagte er. Ein bisschen enttäuscht war der Schiedsrichter des Jahres über seine Auszeichnung aber schon. Nicht die Ehrung selbst kritisierte er, sondern das wie. „Es gab nicht mal einen Blumenstrauß“, sagte er. Lediglich eine Urkunde, bei der die letzten Zahlen der Jahreszahl mit grünem Filzstift übermalt wurden und der Namen in Handschrift nur schwer lesbar war. Das sei ihm mehr oder weniger lieblos zusammen mit einem 50-Euro-Scheck in die Hand gedrückt worden.

Freie Presse vom 05.09.2018 (original Artikel unter https://www.freiepresse.de/sport/lokalsport/zwickau/vom-spieler-zum-schiedsrichter-artikel10303956, Foto von Frank Dörfelt)

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